ArtikelCloud

In sechs Schritten zu einer nachhaltigen Cloud-Architektur

Autor/Redakteur: Dennis Breitling, Experte für Cloud und Nachhaltigkeit bei codecentric/gg

Das Zeitalter des Cloud-Computing ist längst angebrochen. Digitalisierung ohne Cloud – heute kaum noch vorstellbar. Die Zahlen sprechen für sich: Laut einer Bitkom-Studie wollen mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) noch in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren, über zwei Drittel haben dies in den kommenden Jahren vor. Gleichzeitig steigt auch der Druck, nachhaltiger zu wirtschaften und CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Nutzung einer Public Cloud bietet hierfür große Potenziale, birgt aber auch unbestreitbare Herausforderungen. Für die Nutzung einer Public Cloud sind allerdings einige Punkte zu beachten.

Quelle: codecentric

1. Analyse des Ist-Zustands

Der erste Schritt zur nachhaltigen Cloud-Optimierung ist die Analyse der aktuellen Emissionen. Im Gegensatz zu Private-Cloud-Nutzern, die selbst über alle Daten verfügen können, sind die Nutzer einer Public Cloud hierbei auf die Bemühungen der großen Cloud-Provider angewiesen. Mittlerweile bieten AWS, Microsoft Azure, Google Cloud und Co. jedoch Lösungen an, mit denen sich die Klimarelevanz der Cloud-Nutzung nachvollziehen lässt. Um Optimierungspotenziale zu identifizieren und eine adäquate Vergleichsgrundlage zu erhalten, sind die Daten der großen Anbieter in jedem Fall aufschlussreich. Im Hinblick auf wichtige Faktoren wie den Strommix oder die Auslastung lässt die Transparenz der großen Cloud-Anbieter indes noch zu wünschen übrig.

2. Wahl der Cloud-Region

Die Wahl der Cloud-Region ist ganz entscheidend für Nachhaltigkeit und Performance. Zwei Faktoren sind zu berücksichtigen: der Strommix in der Cloud-Region und die geographische Distanz zum Unternehmen. Die gute Nachricht: Die meisten Services werden in mehreren Regionen angeboten. Regionen mit nachhaltigem Strommix und kurzer Entfernung zum Unternehmen sind gut geeignet, da sie weniger Energie für den Datenverkehr benötigen und so die Emissionen reduzieren.

3. Optimierung der Hardware

Auch in der Public Cloud ist die Wahl der richtigen Hardware wichtig. Die einfache Lösung ist es, sehr leistungsfähige Server mit reichlich Puffer einzuplanen, um auch unerwartete Lastspitzen bearbeiten zu können. Die Hardware sollte jedoch genau den spezifischen Anforderungen entsprechen, um unnötige Kosten und Emissionen zu vermeiden. Ein detailliertes Monitoring hilft, die bestmögliche Hardware-Auslastung zu bestimmen und Skalierungspotenziale zu identifizieren.

Auch dynamisch skalierbare Systeme tragen maßgeblich zur Emissions- und Kostenreduktion bei. Denn diese reagieren flexibel auf sich ändernde Bedingungen, insbesondere bei schwankenden und schwer planbaren Zugriffszahlen. Auf diese Weise werden die Cloud-Ressourcen effizient genutzt und Kosten reduziert.

4. Effiziente Cloud-Nutzung

Viele Systeme laufen rund um die Uhr, was zu hohem Stromverbrauch und Emissionen führt. Systeme sollten deshalb nur laufen, wenn sie auch wirklich benötigt werden. Dies spart Energie und senkt die Betriebskosten. Zudem sollten rechenintensive Aufgaben in Zeiten geringerer Auslastung ausgeführt werden, da Cloud-Anbieter ihre Ressourcen dann oft günstiger anbieten. Dadurch lassen sich kosten- und energieintensive Auslastungsspitzen vermeiden.

5. Nutzung von Microservices

Flexibilität ist entscheidend für eine klimafreundliche Cloud. Um Nutzungszeiten zu optimieren, sollten sich einzelne Workloads gezielt steuern und bei Bedarf herunterfahren lassen. Ein wirksames Instrument sind Microservices, die es ermöglichen, unterschiedliche Funktionen unabhängig voneinander zu betreiben. Dies spart Kapazitäten und reduziert Emissionen. Voraussetzung dafür ist eine genaue Kenntnis der Nutzungsprofile. Auf diese Weise kann festgestellt werden, wann welche Dienste in Anspruch genommen werden und aktiv sein müssen.

6. Effiziente Datenspeicherung

Häufig wird übersehen, dass auch eine effiziente Datenhaltung die Emissionen senken kann: Unnötige Daten sollten regelmäßig gelöscht werden, um Speicher- und Energiekosten zu senken. Dies ist häufig ohne großen Aufwand möglich: Denn die meisten Public-Cloud-Anbieter stellen dafür inzwischen automatisierte Funktionen bereit. Und wer weniger Speicherplatz verbraucht, zahlt weniger.

Fazit

Unternehmen können also mit gezielten Maßnahmen den CO2-Fußabdruck ihrer Cloud reduzieren, ohne Abstriche bei der Leistung machen zu müssen. Der Weg zur klimafreundlichen Cloud ist allerdings individuell und hängt von den spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen des Unternehmens ab. Organisationen müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass es sich um einen kontinuierlichen Prozess handelt, der immer wieder Anpassungen und Neujustierungen erfordern wird. Eines ist jedoch sicher: Eine nachhaltige Cloud nützt nicht nur der Umwelt, sondern reduziert auch maßgeblich die Kosten der Clouds.